Södra Kungsleden – Fernwandern in Schweden Teil II

Episode 3

Spoiler: Das beste kommt – wie immer – zum Schluss. Also schön bis zum Ende lesen!

Tatsächlich ist der südliche Kungsleden im Gegensatz zum nördlichen stinkend langweilig! Es ist viel mehr das Wetter, welches diesen Weg zu einer großen Herausforderung macht. Landschaftlich gibt es hier keine atemraubenden Bergketten zu bestaunen … .

Wie ich später von einem Wanderer, der am anderen Ende des Weges gestartet war, noch erfahren sollte, ist das Wetter wirklich schlecht gewesen die letzten Tage. Anscheinend hatte ich die einzigen zwei sonnigen Tage in den letzten zwei Wochen erwischt. Der Schnee war auch erst vor wenigen Tagen geschmolzen, dementsprechend waren die Wälder noch sehr feucht, die Sümpfe riesengroß und die Wege ziemlich matschig. Zusätzlich gab es immer wieder kurze aber starke Regenschauer.

Wie du anhand der Bilder bereits erahnen kannst, war die Sehnsucht nach warmen Füßen riesengroß. Die Socken trocknete ich jeden Abend am Lagerfeuer – tagsüber wechselte ich sie mehrmals. Jedes Mal, nachdem ich erneut ein Sumpfgebiet durchquerte. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Aber schon wenige Kilometer weiter kam der nächste Sumpf. Es war wie verhext.
Leichter als der nördliche Kungsleden? Im Leben nicht. Ich sehnte mich nach Bergen. Raus aus dem matschigen Wald wollte ich. Die Berge sind zwar steil, aber dafür nicht so sumpfig. Naja, der Mensch will ja immer das, was er grade nicht hat – bis er es hat. 

„Am Ende wird alles gut“, sagte ich mir immer wieder während ich einen Schritt nach dem anderen zählte. Sechshundertfünfundsiebzig, Sechshundertsechsundsiebzig, Sechshundertsiebenundsiebzig, … Eintausendneunhundertdreiundzwanzig, Eintausendneunhundertvierundzwanzig … und so weiter. Das kannte ich noch von meinem Job bei Harry Brot als ich noch Schüler war. Damals habe ich vor lauter Langeweile immer Brote gezählt – dieses Mal sind es halt Schritte. Irgendwie muss man sich ja beschäftigen während man mitten durch die Pampa läuft. Wenn man sich dann irgendwann verzählt hat, beginnt man halt einfach von vorn – bis man erneut bei Dreitausendvierhundertsechsundsechzig angelangt ist. Mich würde mal interessieren wie viele Schritte ich täglich gemacht haben. Um den Akku zu schonen habe ich das Handy nämlich immer ausgeschaltet und einen Schrittzähler hatte ich nicht. Ich schätze, 40.000 Schritte pro Tag werden es bestimmt gewesen sein – und 40.000 schwedische Schritte sind mindestens 100.000 deutsche. Kannste glauben!

Umso schöner war es dann, als ich abends endlich in der langherbeigesehnten Hütte saß. Ich kann es nicht oft genug sagen: Da lernt man wirklich die kleinen Dingen zu schätzen. Der folgende Abend wird mir noch lange als der schönste Abend auf dem Kungsleden in Erinnerung bleiben. 
Nach drei Tagen im Fulufjället Nationalpark stand ich aufeinmal an der Grenze zu Norwegen. Gördalen trennt nicht nur die skandinavischen Länder, sondern auch den Fulufjället Nationalpark vom Drevfjällens Naturreservat.

Gördalen – Grenze zu Norwegen

Nur wenige Kilometer weiter erreichte ich dann mitten im schwedischen Sumpf die Schutzhütte Gröningshallan: Ein kleines Fleckchen Wiese mit einem Windfang drauf. Außerdem gab es einen dicken Haufen Brennholz für einen Spieleabend am Lagerfeuer. 😉 Auch ein Sägebock stand dort, den ich allerdings zum Kleiderständer umfunktionieren musste, denn Wäsche machen konnte ich ebenfalls – in dem Fluss gleich vor der Haustür. 5-Sterne!!!

Und wieder war ich ganz alleine in der Hütte. Ich war wohl ein paar Tage vor der Saison unterwegs gewesen. War aber gar nicht schlimm. Das hilft nochmal zusätzlich beim Entschleunigen vom schlauchenden Alltag im nimmeruhigen NRW. 

Aber überzeuge dich selbst …


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