Södra Kungsleden – Fernwandern in Schweden Teil II
Episode 1
30. Januar 2022

Normalerweise macht man das ja andersrum: Erst einmal an den einfachen Dingen ausprobieren, bevor man sich die ganz dicken Brocken vornimmt. Der Södra Kungsleden (Deutsch: Der südliche Königsweg) sollte angeblich um einiges leichter sein als der nördliche. Da ich aber unbedingt im Juni 2021 wieder wandern wollte, entschied ich mich ganz spontan für diesen Weg. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass ich dann doch alles richtig gemacht hatte und bei dieser Wanderung aus meinen Erfahrungen vom letzten Mal zehren konnte. Aber alles in Ruhe der Reihe nach …
Anreise
Die Anreise zum Startpunkt in Sälen dauert nicht ganz so lange, wie nach Abisko. Ist ja auch logisch – Abisko ist schließlich die nördlichste Stadt Schwedens. Sälen liegt deutlich weiter südlich – in Mittelschweden. Zunächst also wieder mit dem Flieger nach Stockholm, dort der Umstieg in den Zug und im Anschluss noch drei Stunden mit dem Bus bis nach Sälen.
Diesen Artikel werde ich etwas anders gestalten als den letzten Erfahrungsbericht. Viel mehr werden es mehrere Episoden, in denen ich jeweils auf einzelne Herausforderungen des Wanderweges eingehen werden. Viel Spaß dabei!

Die ersten zwei Tage waren super(!) – und viel besser als ich es erwartet hatte. Kaum Steine auf dem Weg, wenig Berge, keine Mücken, und das geilste an der ganzen Sache: Sonne pur. Ich lief die ersten beiden Tage komplett in T-Shirt, was in Schweden nicht unbedingt selbstverständlich ist. Kaum zu glauben, dass es in Schweden schon so warm war. 1500 Kilometer weiter südlich – also in Deutschland – waren es zu diesem Zeitpunkt gerade mal läppische 10 Grad.
‚Alles richtig gemacht!‘, sagte ich mir still und heimlich und genoss jeden Kilometer in vollen Zügen.
Besonders herausfordernd waren die ersten beiden Tage nun wirklich nicht. Es erinnerte mich mehr an einen entspannten Spaziergang. Alles stimmte, was im Netz geschrieben stand: ‚Der Weg ist überwiegend flach und gut begehbar. Lediglich einige Passagen sind sehr steinig.‘, aber das ist man vom Kungsleden ja gewohnt … Das gute Wetter macht die Strecke sehr angenehm und zum Auffüllen der Wasservorräte fließt alle paar Kilometer ein Fluss vorbei – perfekt! So stellt man sich das Leben in der Wildnis vor.

Im Gegensatz zum nördlichen Kungsleden steht hier auch alle paar Kilometer eine Schutzhütte irgendwo am Wegesrand – einige verfügen sogar über Betten und eine kleine Küche. Wenn man also von den üblichen Startschwierigkeiten einer Trekkingtour absieht (der erste Tag ist immer einer der schwersten – der zweite fast noch schwerer) war das alles in allem ein sehr gelungener Start. Nur im Hinblick auf die Kilometer war ich etwas zu optimistisch gewesen. 30 pro Tag hatte ich mir vorgenommen – nach 22 war ich aber so platt, dass ich beschloss, mein Zelt aufzuschlagen.


Der zweite Tag begann dann genauso gut, wie der erste aufgehört hatte: mit Essen am Lagerfeuer.
Heute wanderte ich ausschließlich durch schwedische Wälder, lief an jeder Menge riesiger Ameisenhaufen vorbei und konnte sogar einen Fuchs bei der Jagd beobachten. Vielleicht war es auch ein Schakal (den gibt es mittlerweile auch in Schweden) – jedenfalls ein riesiger roter Hund, der mit einem schneeweißen Hasen im Maul nur wenige Meter vor mir über die Strecke lief.

Gegen Abend des zweiten Tages wurde mir dann bewusst, dass ich dieses Mal etwas fahrlässig mit der Planung umgegangen war. Da im Netz überall geschrieben stand, dass der Weg so leicht wäre und komplett markiert sei, habe ich mir lediglich die Namen der Hütten aufgeschrieben und wie weit die Strecken dazwischen sind. Aber niemand hat erwähnt, dass es mehrere Weggabelungen gibt an denen keine Schilder stehen! Tja, was macht man da, wenn man keinen Empfang und keine Karte hat? Da hilft nur ausprobieren!
Wie du im weiteren Verlauf der Geschichte noch erfahren wirst, hätte ich mir mit einer vernünftigen Planung im Vorfeld sicher 20 Kilometer sparen können. Also wieder was gelernt: Planung ist Gold wert! Ein bisschen Geld in eine gute Wander- bzw. Offlinekarte investieren lohnt sich!
Aber natürlich wurde am Ende alles gut, denn wie heißt es so schön: Am Ende wird eh alles gut, nur davor ist echt oft Scheiße. Ich prüfte den Weg in alle Richtungen und erblickte irgendwann ein rotes Kreuz. Da schlug ich dann auch gleich mein Nachtlager auf. Zu leer der Magen und zu schwer die Beine, um heute noch weiter zu laufen.
Das schönste an einer Fernwanderung ist der Moment, wenn du dich in dein Schlafsack legst … und einfach einschläfst.